Objektivbezeichnungen

Moderne Objektive bieten viele Funktionen, die als Abkürzungen, Codes und Zahlen aufgedruckt oder eingraviert sind. Wir möchten etwas Licht in den Informations-Dschungel bringen und erklären dir in Teil 1 die verschiedene Zahlen, die du auf Objektiven finden kannst.

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Brennweite

Eines der wichtigsten Merkmale eines Objektives ist dessen Brennweite. Sie gibt Hinweise auf die Verwendung und die Abbildungsgrösse deines Fotomotives. Kleine Zahlen ergeben einen grösseren Aufnahmewinkel für Übersichten wie bei Landschaften, während lange Brennweiten eine stärkere Vergrösserung ergeben und einen kleinen Bildwinkel für Detailaufnahmen ermöglichen.

Als Basis für den Vergleich dient die Normalbrennweite, welche ca. der Diagonalen des Aufnahmeformates (Film oder digitaler Sensor) entspricht.
Die Brennweite wird in der Regel in Millimeter angegeben. Es wird immer die effektive Brennweite angegeben; egal für welches Aufnahmesystem das Objektiv vorgesehen ist.

Je nach Bildgrösse resp. Sensorgrösse kann dieselbe Brennweite einen ganz anderen Bildausschnitt ergeben: Ein 35mm Objektiv ist bei einer Kleinbildfilm- oder digitalen Vollformatkamera ein Weitwinkel, bei einer Kamera mit kleinerem APS-C Sensor ein Standardobjektiv und bei einem Sensor im FourThird/MicroFourThird-Format ein langbrennweitiges Objektiv für Portraits. Der sensorabhängige Cropfaktor dient zum Vergleich und wird mit der effektiven Brennweite multipliziert.

Die Brennweite wird mit einer einzelnen Zahl z.B. 24mm (Abb. links) für Festbrennweiten oder für Zoomobjektive mit den Anfangs- und Endwerten des Zoombereiches z.B. 24-85mm vermerkt. Die Brennweite steht entweder auf der Seite oder am Ring rund um die Frontlinse - oder auch an beiden Orten.
Nicht alle Hersteller schreiben den Wert komplett aus. Leica verwendet teilweise eine Kombination aus Lichtstärke und Brennweite ohne mm-Einheit (Abb. Mitte).

Der Zoomring zur Verstellung der Brennweite ist ebenfalls mit einzelnen Brennweitenwerten versehen, damit du weisst, welcher Wert in etwa gewählt wurde.

  • Gewusst? Um nach einer Aufnahme noch zu wissen, mit welcher Brennweite fotografiert wurde, wird diese in der Kamera mit aufgezeichnet. Du findest die Angaben in deiner Bilddatei in den sogenannten EXIF Daten, die mit jedem Foto gespeichert werden.

Lichtstärke

Die Lichtstärke dient zum Vergleich der Lichtdurchlässigkeit und beschreibt das Verhältnis von Brennweite zur optischen Öffnung; der sogenannten Eintrittspupille. Die Zahl entspricht damit auch der grösstmöglichen Blende, die eingestellt werden kann.
Die Lichtstärke wird als Verhältnis mit Doppelpunkt z.B. 1:2,0 angegeben. Eine kleine Zahl hinter dem Doppelpunkt (1:1,4) bedeutet mehr Licht, eine grosse Zahl (1:5,6) eine geringe Lichtdurchlässigkeit.

Nicht alle Hersteller nutzen diese Schreibweise. Manche setzen die Lichtstärke vor die Brennweite und trennen sie mit einem Schrägstrich z.B. 1:2,0/50mm oder schreiben 1:2,0 oder 1:2. Je nach Objektivtyp und Generation kann auch f/2 oder nur 2 als Bezeichnung der Lichtstärke zu finden sein.

Variable Lichtstärke

Die Lichtstärke beschreibt wie erwähnt die Lichtdurchlässigkeit. Bei Zoomobjektiven mit verstellbarer Brennweite ändert sich bei gleicher Öffnung natürlich auch das Öffnungsverhältnis und so kann eine Lichtstärke 1:2.8-4 (Abb. links) oder für einfache Standardzoom typische 18-55mm 1:3.5-5.6 zu finden sein. Dies bedeutet, dass bei der kürzesten Brennweite 18mm eine maximale Blende von f/3.5 und bei maximaler Brennweite von 55mm eine Blende von f/5.6 als maximale Öffnung gewählt werden kann.

Durchgehende Lichtstärke

Zoomobjektive mit einem einzigen Wert wie 70-200mm 1:2.8 bieten sowohl bei 70mm als auch bei 200mm einen maximalen Blendenwert von f/2.8. Man bezeichnet dies deshalb als durchgehende Lichtstärke.

  • Gewusst? Solltest du auf einem Objektiv einmal eine Blendenzahl in Klammern finden, z.B. 50mm 1:1.4(16), entspricht die in Klammern gesetzte Zahl der kleinstmöglich wählbaren Blende, die das Objektiv zu bieten hat.

Fokussierskala

Für die Entfernungseinstellung verwenden die meisten Kameras eine automatische, motorische Einstellung, genannt Autofokus. Wer lieber von Hand scharf stellt, kann dies visuell über das Suchersystem machen oder je nach Objektiv direkt über eine Skala voreinstellen.

Die Anzeigen sind nicht bei jedem Objektiv vorhanden und können aussen graviert oder in einem vertieften Fenster abzulesen sein. Die Entfernung wird in Metern und amerikanischen Feet angegeben.

Je nach Objektivtyp ist die Skala unterschiedlich lang, reicht aber immer von der kürzesten Naheinstellung bis unendlich. Über einen drehbaren Ring am Objektiv lässt sich die Entfernung verstellen. Mechanische, manuelle Objektive haben dabei einen deutlich weiteren Einstellweg als Autofokus-Objektive, um sehr präzise die Entfernung wählen zu können.

Auch Makroobjektive wie das Beispiel rechts haben einen langen Einstellweg, da sie nicht nur auf unendlich, sondern auch im Nahbereich bis auf wenige Zentimeter scharfstellen können.

  • Gewusst? Um bei Autofokus-Objektiven die Entfernung manuell einzustellen, muss üblicherweise der AF/MF Schalter am Objektiv oder Gehäuse umgestellt werden. Manche Objektive haben aber einen Override Autofokus mit manueller Übersteuerung, der jederzeit ein Eingreifen von Hand erlaubt.

Nahgrenze

Jedes Objektiv kann nur über einen gewissen Entfernungsbereich scharfstellen. Bei den meisten ist die Obergrenze unendlich, also weit entfernt. Für den Nahbereich ist aber konstruktionsbedingt ein Mindestabstand notwendig. Unterhalb dieser Nahgrenze kann (ohne Zubehör) nicht scharfgestellt werden.

Je nach Objektiv ist die Nahgrenze aufgedruckt; in der Regel in Meter und Feet. Bei Objektiven mit Entfernungsskala kann die Nahgrenze abgelesen werden, wenn man den Ring bis an den Anschlag dreht. Je nach Hersteller variiert die Angabe, da manche die Entfernung ab der Frontlinse, andere von der Sensorebene, also innerhalb der Kamera, messen.

Schärfentiefe-Skala

Je nach verwendeter Brennweite und aktiver Blende ändert die Schärfentiefe, der Bereich, der vom menschlichen Auge als scharf erkannt wird. Beim Schliessen der Blende dehnt sich der Bereich aus, bei offener Blende ist nur eine kleine Zone scharf.

Objektive mit fixer Brennweite haben manchmal neben der Skala mit Entfernungsanzeige noch eine zweite Skala. Bei einer festen Distanzeinstellung dehnt sich der Schärfebereich vor und hinter der Einstellebene aus. Um dies zu veranschaulichen, ist eine Markierung mit verschiedenen Blendenwerten zu finden. Nutze diese Skala, um mit idealer Schärfentiefe zu fotografieren, ohne unnötig stark abblenden zu müssen.

  • Gewusst? Da die Schärfentiefe von der verwendeten Brennweite abhängig ist, fehlt diese Anzeige üblicherweise bei Zoomobjektiven, da es mehrere Skalen gleichzeitig geben müsste und sich die Schärfenzone beim Verstellen der Brennweite mitverschiebt.

Nahbereichsbegrenzer

Der Schärfebereich kann bei manchen Objektiven eingeschränkt werden, um bei Autofokusbetrieb eine schnellere Scharfstellung zu ermöglichen. Der Verstellweg vom maximalen Nahbereich bis unendlich kann je nach Objektivtyp auf den vollen, nur den Fern- oder nur den Nahbereich limitiert werden. Bei Teleobjektiven kann der Bereich z.B. von 3m bis unendlich gestellt werden, obwohl die maximale Nahgrenze bei 1.5m liegt, wenn nur weit entfernte Objekte fotografiert werden.

Bei Makro-Objektiven wiederum kann das Objektiv auf den Nahbereich limitiert werden und der Schärfebereich für unendlich gesperrt werden.

Abbildungsmassstab

Der Abbildungsmassstab ist bei Objektiven mit erweitertem Nahbereich zu finden. Er beschreibt das Verhältnis von Objektivgrösse im Original und in der Abbildung in der Kamera.
Makro-Objektive erreichen einen Massstab von 1:1 (oder 1:2), wobei ein Motiv auf dem Sensor genauso gross (oder halb so gross) abgebildet ist, wie in Wirklichkeit.

Zoomobjektive erreichen meist nicht ganz so grosse Vergrösserungen. Der Massstab ist entweder auf dem Objektivtubus aufgedruckt oder an der Entfernungsskala zu finden.

Filterdurchmesser

Um einen Filter für den Schutz der Frontlinse oder für fotografische Effekte anzuschrauben, haben die meisten Objektive ein Schraubgewinde. Dessen Durchmesser ist in der Regel irgendwo auf dem Objektiv notiert. Oft ist ein Durchmesser-Symbol (⌀) daneben graviert.
Je nach Objektiv steht nur eine Zahl oder eine Zahl mit Masseinheit wie 62mm oder dem Gewinde-Typ wie z.B. bei Leica E39 für 39mm-Filter.

Beim Kauf von Filtern solltest du auf den richtigen Durchmesser achten. Wenn du hochwertige Filter kaufst, die du selten benötigst, kaufst du diese im grössten Durchmesser deiner Objektive und verwendest Adapterringe, um sie auch an kleineren Objektiven nutzen zu können.

  • Gewusst? Nicht alle Objektive haben ein Gewinde an der Frontlinse. Superteleobjektive mit riesigem Durchmesser nutzen teilweise Einsteckfilter, die innerhalb des Objektives eingesetzt werden. Superweitwinkel können mit speziellen Filterhaltern, die über der Sonnenblende montiert werden, Einschubfilter nutzen. Fisheye Objektive gibt es sogar mit eingebauten Farbfiltern (für Schwarz-Weiss-Fotografie), die mit einer Handbewegung eingeschwenkt werden können.

Blendenring

Je nach Objektiv und Hersteller findest du am Objektiv einen Ring zum Verstellen des Blendenwertes. Meist ist er nahe des Bajonetts, doch kann er auch am vorderen Ende des Objektivs zu finden sein. Er verfügt über alle möglichen wählbaren Blendenzahlen von der maximalen bis zur geringsten Öffnung mit grösster Blendenzahl.

Da viele Kameras die Blendenwahl direkt im Gehäuse anbieten, verschwindet der mechanische Blendenring bei den meisten Herstellern. Objektive mit mechanischer Blendenwahl, wie z.B. beim Leica M-System, haben immer einen Blendenring.

Der Blendenring ist vor allem dann interessant, wenn Objektive von Drittherstellern oder ältere Generationen an digitale Kameras mit Objektivadapter angeschlossen werden. Fehlt der Ring, ist eine präzise Einstellung eines Blendenwertes bei adaptierten Objektiven nur sehr schwierig möglich oder meist unmöglich.

Seriennummer

Die Seriennummer ist eine eindeutige Identifizierungsnummer der Hersteller, die für Vertrieb und Garantie wichtig ist. Da manche Hersteller in unterschiedlichen Ländern nicht dieselben Garantieleistungen bieten, lassen sich Objektive eindeutig erkennen.
Grauimporte können so vom Hersteller nachverfolgt werden, da jedes Objektiv eindeutig registriert ist.

Die Nummer kann an verschiedenen Stellen graviert oder aufgedruckt sein. Typische Stellen sind am Frontring oder am rückseitigen Bajonett. Manche Hersteller drucken sie auffällig, manche extrem dezent.

Notiere dir die Seriennummern, um bei Diebstahl Angaben für die Polizei und Versicherung machen zu können.

Römische Zahlen

Neben den üblichen (arabischen) Zahlen verwenden einige Hersteller auch römische Zahlen. Diese deuten meistens auf eine neue Generation eines bereits bestehenden Objektives mit identischen Daten hin. II bedeutet also, es ist ein neu überarbeitetes Modell, z.B. Canon EF 200mm 1:2.8L II USM.

Eine Ausnahme bildet dabei Tamron. Die römischen Ziffern II oder III stehen dort hinter dem Kürzel Di und weisen auf die Modellserie hin. Di steht für Vollformatobjektive, Di II für Spiegelrelexobjektive mit Cropfaktor (Nikon DX, Canon EF-S) und Di III bezeichnet Objektive für spiellose Systemkameras.

Neue Versionen der Tamron-Objektive tragen das Kürzel G2.

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