Mond fotografieren

Der Mond fasziniert seit Jahrtausenden die Menschheit und ist durch seine Anziehungskraft nicht nur für Flut und Ebbe auf den Meeren zuständig, sondern hat durch seine Wandelbarkeit auch viele Mythen, die sich um ihn ranken.

Als Trabant kreist er um die Erde und wird von der Sonne beleuchtet. Die Mondphasen mit abnehmendem und zunehmendem Mond entstehen durch die Position der Mondkugel zur Sonne.

Alle 28 Tage wird der Mond komplett angeleuchtet: Es ist Vollmond. Wie du diesen richtig fotografieren kannst, liest du hier.

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Vollmond fotografieren

Anders als bei unserem WiKiGRID für Astrofotografie, bei dem mit lichtstarken Objektiven und hohen Empfindlichkeiten fotografiert wird, ist bei Vollmond eine komplett andere Kameraeinstellung notwendig.

Grund dafür ist, dass die Milliarden von Kilometern entfernten Sterne nur sehr schwach leuchten, während der Mond in rund 380'000km Entfernung extrem nahe an der Erde ist und von unserer Sonne angestrahlt wird. Das reflektierende Mondlicht ist so stark, dass man in einer Vollmondnacht nur schwierig Astroaufnahmen machen kann, solange der Mond am Himmel steht.

Die Ausrüstung

Wenn du dich für die Details der Mondoberfläche interessierst, ist es sinnvoll, diesen möglichst gross zu fotografieren. Mit einem Standardzoomobjektiv oder einem weitwinkligen Smartphone wird dir das kaum gelingen.

Du brauchst dir aber kein Astro-Teleskop anzuschaffen. Schon mit einem grösseren Teleobjektiv lässt sich der Vollmond recht einfach aufnehmen. Mehr Brennweite ist also das Thema.

Wer schon versucht hat, den strahlenden Mond mit dem Handy oder mit einem Standardobjektiv zu fotografieren, war bestimmt enttäuscht, wie klein der Mond, speziell bei Mondaufgängen, auf den Fotos erscheint, da man ihn visuell viel grösser wahrnimmt. Dieser Effekt beruht auf einer optischen Täuschung, da man Objekte in Horizontnähe subjektiv grösser wahrnimmt als wenn sie hoch am Himmel stehen.

Die Automatik der Kamera wählt bei wenig Licht eine hohe Empfindlichkeit und lange Belichtung, was zu einer Überbelichtung der Szene führen kann.

Kamera

Für einfache Mondaufnahmen benötigst du keine High-End Kamera. Es hilft aber, wenn sie eine manuelle Belichtung bietet.
Da mit starker Vergrösserung fotogra1ert werden soll, sind sogar günstigere Kameras mit kleineren Sensoren gegenüber Vollformatkameras im Vorteil. Teleobjektive ergeben durch den Cropfaktor (engerer Bildwinkel mit kleinerem Sensor) sogar noch bildfüllendere Ergebnisse.

Das Objektiv - ab 300mm wirds interessant

Um den Mond möglichst gross und detailreich abzubilden, ist eine grosse optische Vergrösserung notwendig. Immerhin befindet sich dein Motiv in rund 380'000 km Entfernung. Die Vergrösserung wird durch eine lange Brennweite erzielt. Je höher die Brennweite, desto stärker die Vergrösserung. Es gibt eine Faustregel zur Berechnung der Abbildungsgrösse des Mondes, die vor allem bei analoger Fotografie oder mit Digitalkameras mit 24x36mm Vollformatsensor interessant ist.

Brennweite in mm : 110 = Mondgrösse in Milllimeter auf dem Film/Sensor

Ein Objektiv mit effektiver Brennweite von 300mm ergibt somit eine Abbildungsgrösse von ca 2.7mm (300mm/110). Bei kleinen Sensoren ist dies unter Umständen schon beachtlich. Bei Vollformatsensoren sind es aber nur 11% der Bildhöhe. Ausgedruckt auf ein Postkartenformat 10x15cm ergibt sich eine Grösse von knapp 12mm.

Je länger die Brennweite ist, desto grösser kann der Mond aufgenommen werden. Für ein formatfüllendes Bild ist ein Teleskop mit Fotoadapter notwendig, da eine solche Vergrösserung erst jenseits von 2600mm Brennweite möglich ist.

Telekonverter

Da es für die meisten Kameras kaum Objektive über 600mm Brennweite gibt, die in das Budget von Hobbyfotografen passen, lässt sich entweder später am Computer der Ausschnitt nachbearbeiten, oder die Brennweite mit einem Telekonverter verlängern. Damit ist - zwar mit Lichtverlust - ein Faktor von 1,4x oder auch eine Verdoppelung des Grundobjektives zu erreichen.

Stativ & Co.

Obwohl bei Vollmond recht kurze Belichtungszeiten zu erzielen sind, empfiehlt sich dennoch der Einsatz eines robusten Statives. Aufgrund der starken Vergrösserung ist die Verwackelungsgefahr recht gross. Stelle das Stativ deshalb auf eine möglichst tiefe, stabile Position und vermeide es, die Mittelsäule auszufahren.

Verwende zudem einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser mit z.B. 2s Verzögerung. Bei Spiegelreflexkameras kann je nach Modell eine Spiegelvorauslösung zur Reduktion von Erschütterungen verwendet werden. Bei Systemkameras der elektronische Verschluss.

Belichtung

Bei Vollmond wird so viel Sonnenlicht reflektiert, dass nahezu aus freier Hand fotografiert werden könnte. Bei wolkenloser klarer Sicht sind recht kurze Verschlusszeiten zu erreichen.

Der Belichtungsmesser deiner Kamera, der allerdings viel schwarzen Himmel rund um den Mond mitmisst, dürfte von dem grossen Lichtkontrast irritiert sein und es kommt zu einer Überbelichtung. Dabei gehen Details verloren und die Struktur der Mondoberfläche ist kaum zu erkennen.

Stell die Belichtung mit Testaufnahmen am besten manuell ein oder aktiviere bei Automatik eine Minus-Belichtungskorrektur oder arbeite mit der Spotmessung.

Sichel und Halbmond

Bei Vollmond ist der Mond zwar am eindrücklichsten, doch durch die frontale Beleuchtung ist die Struktur der Oberfläche nicht so plastisch zu erkennen. Bei seitlichem Licht während der anderen Mondphasen sind die Mondkrater deutlich besser zu sehen.

Durch die geringere Reflektionsfläche sind dabei aber auch andere Belichtungszeiten notwendig. Die folgenden Werte gelten als Basis bei ISO 100 und Blende f/8 - f/11.

Mondphase Belichtungszeiten

  • Schmale Sichel: 1/8 bis 1/4 sec.
  • Etwa vier Tage vor bzw. nach Neumond: 1/90 bis 1/60 sec.
  • Halbmond: 1/180 bis 1/125 sec.
  • Etwa zwei Tage vor bzw. nach Vollmond: 1/350 sec.
  • Vollmond: 1/500 bis 1/350 sec.

Mond in Bewegung

Da sich die Erde bekanntlich dreht, bewegt sich der Mond am Himmel permanent. Dies hat Auswirkungen auf zwei wichtige Details:

Stativ nachführen
Gerade bei starken Teleobjektiven und grossen Vergrösserungen passiert Anfängern oft der Fehler, dass sie die Kamera zu lange am selben Ort ausgerichtet lassen. Wer länger durch den Sucher blickt, wird feststellen, dass sich der Mond durch den Sucher bewegt und deshalb das Stativ gelegentlich nachgeführt werden muss.

Maximale Verschlusszeit
Wenn du mit lichtschwachen Teleobjektiven oder bei teilbeleuchteten Mondphasen fotografierst, solltest du die Belichtungszeit im Auge behalten. Ist die Verschlusszeit zu lange, wird der Mond nicht mehr scharf abgebildet und erleidet Bewegungsunschärfe.

Die Phasen der totalen Mondfinsternis

Da sich der Kernschatten der Erde während der Mondfinsternis langsam über den Mond legt, wird dieser nach und nach abgedunkelt.

Ein Teilspektrum des Lichtes mit langwelligem rotem Licht kann aber den Mond dennoch erreichen, weshalb der Mond in der Dunkelphase rötlich erscheinen kann. Dieses Phänomen nennt sich auch Blutmond und ist ein besonderes Spektakel.

Belichtung anpassen

Wenn du die verschiedenen Phasen während der Mondfinsternis fotografieren möchtest, ist die Belichtung natürlich kontinuierlich anzupassen. Der Erdschatten reduziert die Helligkeit des Mondes enorm. Von der Sichtbarkeit des Schattens bis zur kompletten Verdunkelung (Eclipse genannt) dauert es rund 40 Minuten. Du hast also Zeit, mehrere Bilder mit angepasster Belichtungszeit zu machen, darfst aber nicht vergessen, die Kamera mitzubewegen.

Wer den Ablauf des Mondes dokumentieren möchte, kann natürlich statt einem Superteleobjektiv auch eine kürzere Brennweite verwenden, um die Kamera montiert zu belassen. Eine Belichtungsanpassung ist aber dennoch notwendig.

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