Gegenlicht

Wo Licht ist, ist auch Schatten - eine altbekannte Weisheit.

Je nach Aufnahmerichtung können Licht und Schatten kreativ oder auch unattraktiv wirken. Immer mit der Sonne im Rücken zu fotografieren ist oft nicht möglich.

Mit wenigen Kenntnissen lassen sich auch in Gegenlichtsituationen gute Bilder erzielen. Wie, das erfährst du hier.

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Gegenlicht erkennen

Im Gegensatz zur Kamera kann das menschliche Auge in Verbindung mit unserem Gehirn auch gössere Bildkontraste ausgleichen. Tatsächlich wird immer nur ein kleiner Bereich eines Bildes, auf das wir uns konzentrieren, erfasst und darauf die Helligkeit eingestellt.

Die Kamera hingegen erfasst ein Motiv immer als Ganzes und muss sich für eine Belichtung entscheiden. Bei grossen Lichtkontrasten wird somit der helle oder dunkle Bereich korrekt erfasst und der Rest ist fehlbelichtet.

Kamera simulieren

Um den Effekt aus der Kamera zu simulieren, müssen wir unsere Wahrnehmung schwächen. Kneife dazu die Augen ein wenig zusammen und du wirst sehen, dass die Schatten plötzlich weniger Detailzeichnung vorweisen. Somit kannst du bereits vor der Aufnahme erkennen, ob eine allfällige Korrektur notwendig ist.

Portraits gegen die Sonne

Bei Aufnahmen im Sonnenlicht ist das Ergebnis je nach Aufnahmerichtung ganz unterschiedlich. Steht die Sonne hinter der Person und der Hintergrund ist relativ hell, wählt die Kamera eine mittlere Helligkeit. Da der Vordergrund kein direktes Sonnenlicht erhält, wird das Gesicht dabei oft unterbelichtet (Abb. links).

  • Belichtung im Gesicht messen (Abb. Mitte)
    Der Belichtungsmesser wird statt auf das komplette Bild auf einen Bildbereich reduziert. Mit der Spotmessung, die sich auf nur wenige Grad Bildwinkel konzentriert, kann das Gesicht punktuell gemessen werden. Das Messfeld soll aber unbedingt auf einen Bereich mit mittlerer Helligkeit gerichtet werden, um eine Fehlbelichtung zu vermeiden.
    Da der Helligkeitskontrast nicht ändert, sondern nur reichlicher belichtet wird, erscheint das Gesicht korrekt belichtet, der Hintergrund wird aber deutlich überbelichtet.
  • Vordergrund mit Blitz oder Reflektor aufhellen (Abb. rechts)
    Um eine gleichmässige Ausleuchtung mit natürlichem Hintergrund zu erhalten, muss der Vordergrund aufgehellt werden. Am einfachsten ist dies mit einem manuell erzwungenen Aufhellblitz (auch Fill-in Flash genannt) möglich.

Portraits im Schatten

Bei starker und steiler Sonneneinstrahlung entstehen oft starke Schlagschatten in Gesichtern. Um diese zu vermindern, wird die Person oft in den Schatten gestellt, um eine gleichmässige Ausleuchtung zu erhalten.

Ist der Hintergrund aber deutlich heller (Abb. links) als unter dem Schatten des Baumes, muss auch hier die Belichtung korrigiert werden.


Spotmessung (Abb. rechts), Aufhellblitz oder eine Belichtungskorrektur bringen deutlich bessere Ergebnisse.

Aufhellblitz

Die einfachste Methode, um in den Vordergrund Licht zu bringen ist es, Blitzlicht einzusetzen.

Ein Aufhellblitz von vorne hellt das Motiv auf und kompensiert den grossen Lichtkontrast. Wähle im Blitzprogramm deiner Kamera dazu "Aufhellblitz" oder "erzwungener Blitz".

Je nach Umgebungshelligkeit muss allerdings die Belichtungszeit im Auge behalten werden. Die meisten Kameras haben für Blitzaufnahmen eine kürzeste Verschlusszeit von 1/125 - 1/250s.

Kürzere Belichtungszeiten als diese Blitzsynchronisationszeit ergeben eine ungleichmässige Belichtung.

Wir empfehlen grundsätzlich den Systemblitz A1X von Profoto. Einer der am einfachsten anwendbaren Systemblitze, die es auf dem Markt gibt.

Gegenlicht als Gestaltungsmittel

Gegenlicht muss nicht immer vermieden werden, sondern kann auch als Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Bei geringem Kontrast dient eine Lichteinstrahlung von hinten dazu, das Motiv plastischer darzustellen. Ein Streiflicht ergibt eine hervorgehobene Kontur und ein mit in die Bildgestaltung einbezogener Schatten im Vordergrund ergibt eine Tiefenwirkung.

Grosser Kontrast

Bei extremen Helligkeitsunterschieden von Vordergrund zu Hintergrund wird eine der beiden Bildpartien zwangsläufig nicht optimal belichtet werden können.

  • Belichtungskorrektur
    Um einen so starken Kontrast auszugleichen, solltest du auf die Belichtungsautomatik verzichten oder zumindest eine Belichtungskorrektur einsetzen. Je nach Kontrast muss eine Aufnahme wie diese mit 2-3 Belichtungsstufen überbelichtet werden. (+3 Korrektur).
  • Aufhellreflektor
    Alternativ kann auch ein Reflektor dienen, der die Lichtstrahlen zurück auf das Model wirft. Damit lässt sich der Kontrast etwas ausgleichen und der Hintergrund wird nicht so stark überbelichtet.

Silhouette als Stilmittel

Bei starken Kontrasten kann ein Portrait auch nur als Umriss aufgenommen werden. Dazu wird wiederum eine Belichtungskorrektur gemacht oder die Belichtungsmessung gezielt auf den Hintergrund gesetzt.

Notfallprogramm Nachbearbeitung

Ist eine Aufnahme, die du nicht wiederholen kannst nun tatsächlich deutlich unterbelichtet, kann mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen nachträglich aufgehellt werden. Wie gut die Korrektur gelingt, ist allerdings von dem vorhandenen Bildkontrast, dem Aufnahmeformat (RAW ist JPEG vorzuziehen) und der Leistungsstärke des Kamerasensors/Bildprozessors abhängig.

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