Feuerwerk richtig fotografieren

Feuerwerke sind auf Fotos und Videos vieler Hobbyfotografen und auf Handyschnappschüssen meist nur durch Zufall eindrücklich und natürlich.

Es gibt kein Universalrezept, da die Lichtverhältnisse je nach Standort unterschiedlich sind. Wie du mehr aus deiner Kamera herausholst, möchten wir dir mit bewährten Grundeinstellungen zeigen.

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Die häufigsten Fehler

Viele Schnappschüsse sind enttäuschend, wenn es an passendem Grundwissen fehlt. Um die unten aufgezeigten Fehler zu vermeiden, solltest du folgende Tipps beachten.

  • Keine Freihandaufnahmen
  • Keine vollautomatische Belichtung
  • Autofokus ausschalten
  • Blitz ausschalten
  • Nicht zu nahe stehen, um das Feuerwerk vor und nicht über dir zu haben

Die ideale Ausrüstung

  • Stativ
  • Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten – Weitwinkelobjektiv
  • Fernauslöser
  • Guter Standort mit freiem Blick
  • Taschenlampe

Stativ

Feuerwerksaufnahmen sind eine Spielart der Nachtfotografie und damit gehören sie in die Kategorie der Langzeitaufnahmen. Gerade bei sich durchs Bild bewegenden Lichtstreifen ist jede noch so kleine Verwacklung deutlich zu sehen, im Gegensatz zur üblichen Nachtaufnahme.
Um Verwacklungen zu verhindern, wirst du nicht darum herumkommen, deine Kamera auf ein Stativ zu setzen. Und um über die Köpfe anderer Betrachter oder gar Fotografen um uns herum hinweg fotografieren zu können, empfehlen wir eine gewisse Mindesthöhe. Je nach Standort eigen sich aber auch kleinere Modelle oder Tischstative auf erhöhtem Untergrund. Einbeinstative sind bei Belichtungszeiten von mehreren Sekunden weniger zu empfehlen. Notfalls kann auch ein Geländer oder eine Mauer als Unterlage eingesetzt werden. Die Kamera sollte aber im richtigen Winkel von alleine dort stehen und nicht von Hand gestützt werden.

Um die Kamera während dem Auslösen nicht zu erschüttern, ist ein Fernauslöser zu empfehlen. Damit können auch Verschlusszeiten in der B(ULB)-Stellung einfacher kontrolliert werden. Sie sind je nach Kamera mit Kabel, per Funk oder auch als Smartphone-App per WiFi erhältlich. Ein Infrarot-Auslöser, der Sichtkontakt (von vorne) benötigt, ist oft nicht ideal.

Kamera

Kompaktkameras und Smartphones sind von den wechselnden Lichtverhältnissen am dunklen Nachthimmel meist überfordert. Eine Kamera mit manuellen Belichtungseinstellung eignet sich für Feuerwerksaufnahmen besser, da der Fotograf die gesamte Kontrolle über die Belichtung hat. Idealerweise wird manuell mit Einstellung von Blende, Verschlusszeit Position B (BULB) und ISO-Wert fotografiert.

Viele Kompaktkameras mit manueller Belichtungseinstellung können die Blende nicht weiter als F/8 schliessen. Ein ND- resp. Graufilter kann hier aushelfen, um die Helligkeit zu regulieren. Bei System- und Spiegelreflexkameras kann die Blende ausreichend geschlossen werden, um ohne Filter auszukommen. Zudem sollten der Autofokus ausgeschaltet und die Entfernung von Hand eingestellt werden.

Kameras mit (unkomprimiertem) RAW Dateiformat erlauben eine bessere Nachbearbeitung der Bilder.

Objektiv

Um möglichst viel aufs Bild zu bekommen, sind Weitwinkelaufnahmen zwischen 20 - 50mm Brennweite (KB) zu empfehlen. Für etwas Abwechslung der Aufnahmen sind aber auch Zoomobjektive ideal, um Ausschnitte und Details zu fotografieren.
Achte auf eine saubere Frontlinse. Wassertropfen oder Fingerabdrücke lassen Lichter stark überstrahlen. Die Aufnahmen wirken dann kontrastarm und milchig.

Verwende die Sonnenblende auch nachts, um Streulicht zu minimieren.

Standort

Neben der Fotoausrüstung ist der Standort sehr wichtig. Den Bildausschnitt musst du beim Arbeiten mit aufgelegter Kamera schon vor der Aufnahme festlegen. Stehe nicht zu nah, da sonst grosse Figuren nicht mehr aufs Bild passen. Aufnahmen von unten in den dunklen Himmel sind nicht ideal. Das beste Bild entsteht vor dir und nicht über dir.

Aus einer grösseren Entfernung gelingen bessere Bilder und das Einbinden der Umgebung und etwas Vordergrund oder eine Skyline zur Orientierung und für Grössenverhältnisse machen die Aufnahmen interessanter. Hochhäuser, Bäume oder Strassenschilder im Vordergrund stören aber meist. Meide auch Lichtquellen z.B. neben Parkplätzen und Strassenlaternen, da deren Licht deine Aufnahme stören kann oder unschöne Reflexionen ergibt.

Ideal sind Standorte von weit oben, wo du einen guten Überblick über das Lichtermeer hast. Diese Plätze sind heiss begehrt und von vielen Menschen bevölkert. Reserviere deinen Platz rechtzeitig, um freie Sicht auf das Schauspiel zu haben. Platziere deine Kamera so, dass niemand versehentlich vor die Kamera laufen oder gegen dein Stativ rempeln kann. Eine Taschenlampe für die Überprüfung der Einstellungen solltest du in deiner Fototasche mit dabei haben (am besten eine Taschenlampe mit Rotlicht).

Gegen Ende des Feuerwerks trübt Rauch von vorangegangenen Raketen die Sicht. Die brillantesten Bilder entstehen eher am Anfang.

Kameraeinstellungen

Wann immer möglich sollte die Kamera im manuellen Betriebsmodus M verwendet werden, um die volle Kontrolle zu behalten.

Viele automatische (Kompakt-)Kameras haben Motivprogramme (Scene) für Feuerwerk. Diese verbessern das Ergebnis, da dabei der automatische Blitz ausgeschaltet wird und die Belichtungseinstellung der Situation bestmöglich angepasst wird.

ISO - Empfindlichkeit

Da die Leuchtkörper sehr hell sind und der Nachthimmel schwarz bleiben soll, hat sich eine geringe Empfindlichkeit von ISO 100-200 bewährt. Hohe ISO-Werte ergeben nur störendes Bildrauschen und die Blende müsste zu stark geschlossen werden.

Blende

Ähnlich wie bei Blitzaufnahmen ist bei Feuerwerk hauptsächlich der Blendenwert für die optimale Belichtung entscheidend. Die Explosionen der Knallkörper sind relativ kurz und so wirkt sich die Belichtungszeit in der Nacht nur bedingt auf die Helligkeit der Aufnahme aus.

Je nach Entfernung und gewählter ISO Empfindlichkeit, fällt die optimale Blende unterschiedlich aus. Erfahrungsgemäss sind f/8 bis f/16 die geeignetsten Werte. Mit Testaufnahmen ist der ideale Wert nach den ersten 2-3 Raketen meist recht schnell gefunden.

Belichte dabei eher heller. Abdunkeln ist in der Nachbearbeitung deutlich einfacher als eine Unterbelichtung zu korrigieren.

Belichtungszeit

Die Helligkeit des Feuerwerks ist wie erwähnt vorwiegend von Blende und Empfindlichkeit abhängig. Da sich die Leuchtkörper bewegen und eine Spur hinterlassen, verändert sich der erzielte Effekt mit der Dauer der Belichtung. Die Belichtungszeit ist ausschlaggebend dafür, wie viele Lichtspuren auf einem Bild gesammelt werden können, und wie lange die Lichtschweife werden. Je länger du belichtest, desto heller wird das Bild.

  • Gewusst? Manche Kamera bieten eine Funktion zur Rauschunterdrückung (NR, Noise-reduction) bei Langzeitaufnahmen. Dabei wird nach der Aufnahme eine zweite mit geschlossenem Verschluss erstellt und die beiden Bilder mit einander verglichen, um störende Pixel zu vermeiden. Damit wird deine Kamera aber ausgebremst, da jede Aufnahme doppelt so lange dauert. Für schnellere Bildserien empfiehlt es sich, die Langzeit-Rauschunterdrückung zu deaktivieren.

Viele Kameras haben vorgegebene Belichtungszeiten von 1s, 2s, 4s, 8s, etc. bis 30s. Wenn viele schnelle Raketen aufeinander folgen, ist es einfacher, die Verschlusszeit individuell wählen zu können. Verwende dazu die Langzeiteinstellung B oder BULB im Belichtungsmodus M. Dabei bleibt der Verschluss so lange offen, wie du auf den Auslöser drückst. Gegen eine Erschütterung der Kamera sollte dazu ein Fernauslöser verwendet werden.

Wie stark das nächtliche Umgebungslicht auf dem Bild sichtbar wird, ist abhängig von der Belichtungszeit. Das künstliche Licht in Städten mit starker Beleuchtung der Strassen und Bauwerken ist nicht immer ideal. Um die Lichtverschmutzung gering zu halten, wähle hier eine kurze Belichtungszeit von 2-4 Sekunden.
Sollen die Bauwerke aber natürlich in der Bildkomposition wiedergegeben werden, wähle eine längere Belichtungszeit, die du vorab mit Testaufnahmen ermittelst. In einer Vollmondnacht ergeben sich zudem wieder andere Belichtungszeiten und eine veränderte Farbwiedergabe der Umgebung.

Empfohlene Belichtungseinstellung

ISO 100 - 200 | Blende F/5.6 bis F/11 | Verschlusszeit 2 bis 15s

Starte die Testaufnahmen mit ISO 100, Blende F/8 und 4s Belichtungszeit.

Ist das Feuerwerk so doch zu dunkel, öffne die Blende auf F/5.6. Nach 2-3 Aufnahmen sollte die Belichtung für die meisten Aufnahmen sitzen. Da die Raketen und Farben aber unterschiedlich hell sind, ist eine perfekte Belichtung auch dann nicht immer garantiert.

Weissabgleich

Für eine natürliche Farbwiedergabe empfehlen wir, die automatische Farbkorrektur der Kamera ebenfalls manuell zu steuern, da die Automatik mit den wechselnden Farben keine idealen Werte erzielen wird. Wähle am besten die Einstellung für Tageslicht.

Sollte deine Kamera im RAW-Dateiformat aufzeichnen, wähle am besten dieses oder RAW+JPG, um für eine nachträgliche Bildoptimierung die besten Voraussetzungen zu haben.

Bildserien fotografieren

Sind die richtigen Einstellungen gefunden, lohnt es sich, viele Aufnahmen hintereinander zu belichten. Die Pyrotechniker bauen das Feuerwerk meist als Steigerung auf und so kann der Ablauf festgehalten werden.

Bei einzelnen Raketen ist eine längere Belichtungszeit sinnvoll, um den leeren Himmel zu "füllen". Bei einem aufbauenden Feuerwerk mit tiefen und hoch steigenden Raketen ist eine kürzere Belichtungszeit meist optimaler, um eine Überbelichtung zu vermeiden.

Nachbearbeitung

Nicht immer ist es möglich, eine perfekte Aufnahme bereits direkt aus der Kamera zu bekommen. Oft ist etwas Nachbearbeitung nötig, um Kontraste und Farben zu optimieren.

Feuerwerksaufnahmen in Zeitschriften und Plakaten sind oft aus mehreren Raketen aus unterschiedlichen Aufnahmen zusammengesetzt, um noch eindrücklicher zu wirken.

Bei Aufnahmen im RAW Format lassen sich nachträglich in den hellen und dunklen Bildpartien oft noch viele Details herausarbeiten. Da nicht immer die perfekte Belichtung gelingt, können beispielsweise in Lightroom mit den Reglern LICHTER, TIEFEN, WEISS und SCHWARZ die Tonwerte optimiert werden.

Ist der Regler LICHTER auf das Maximum -100 reduziert, wirkt das Bild oft flau. Wenn dies der Fall ist, kannst du mit dem Regler WEISS die Spitzlichter herausarbeiten.

Farben lassen sich nach Wunsch mit den Reglern DYNAMIK und SÄTTIGUNG anpassen. Allerdings gilt hier die Regel "weniger ist mehr" für eine natürliche Wiedergabe.

Videoaufnahmen

Feuerwerk ist auch auf Video sehr interessant, da Start und Explosion aufgezeichnet werden. Idealerweise sollte auch hier die Belichtung korrigiert werden.

  • Filme IMMER mit Stativ
    Freihandaufnahmen sind meist wackelig und man wird verleitet mit Auf- und Abschwenken den Raketen zu folgen und verliert als Betrachter die Orientierung.
  • Tonaufnahmen
    VermeideKommentare und suche Abstand von anderen Besuchern, um den Originalton bestmöglich aufzunehmen.
  • Belichtung
    Da 25 Bilder/Sek. aufgezeichnet werden, sollte die Verschlusszeit auf 1/30s Px limitiert werden. Die Blende bleibt dabei weit geöffnet und die Belichtung wird nur durch die ISO-Verstellung reguliert. Für Slowmotion Aufnahmen mit 50 Bilder/s verwende 1/60s Verschlusszeit.

Üben, üben, üben

Jetzt sollten deinen Feuerwerksaufnahmen nichts mehr im Wege stehen. Um etwas Übung wirst du aber kaum herumkommen, damit du mit deiner Ausrüstung eigene Erfahrungen sammeln kannst.

Alternative: Kurze Belichtung bei hoher ISO Einstellung

Je nach gewünschtem Effekt gibt es auch andere Lösungen, um Feuerwerk zu fotografieren. Die oben beschriebene Technik mit Langzeitbelichtung ergibt den Wischeffekt der Rakete, den du auch von Auge erkennen kannst.

Für eine Momentaufnahme kannst du auch einen Schnappschuss machen. Dazu ist aber eine komplett andere Kameraeinstellung notwendig. Sie erlaubt je nach verwendetem Objektiv auch Freihandaufnahmen.

Um eine korrekte Belichtung bei kurzer Verschlusszeit zu erreichen, müssen alle Parameter verändert werden.

  • Blende weit geöffnet; F1.4 bis F2,8
  • Empfindlichkeit steigern auf ISO 400 -1000
  • Verschlusszeit verkürzen: 1/60 - 1/125 s

Je nach Distanz und Helligkeit der Raketen kann das Ergebnis auch hier stark abweichen. Je nach Leuchtkörper können Lichtspuren mit aufgenommen werden. Meist ist mit dieser Technik aber deutlich weniger Farbe zu erkennen.

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