Bilddateien können je nach Anwendung in verschiedenen Dateiformaten gespeichert werden.
Ähnlich wie bei Textdateien, die beispielsweise als brief.txt oder brief.doc gespeichert werden können, unterscheiden sie sich anhand von den Möglichkeiten, Zusatzinformationen zu speichern, vom Speicherplatzbedarf und mehr.
Wir stellen dir fünf Dateiformate vor, die du als Fotobegeisterter kennen solltest. Die Bezeichnungen JPG, TIFF, PSD etc. findest du jeweils als Dateiendung z.B. img0003.JPG. Je nach Betriebssystem (Windows, Mac OS etc.) kann es sein, dass die Dateiendung standardmässig ausgeblendet wird und nur der Dateiname angezeigt wird und manuell aktiviert werden muss, wenn du diese zu sehen wünschst. Speichere deine Bilder nach der Bearbeitung, dann kann die Dateieendung und somit das Dateiformat gewählt werden.
Diesen Beitrag teilen:
JPG - das beliebteste Dateiformat
JPG oder JPEG ist eine Abkürzung für Joint Photographic Experts Group, der Entwicklergruppe, die diesen Standard festgelegt hat. Es ist das beliebteste Bilddateiformat und praktisch alle digitalen Fotokameras (mit Ausnahme exklusiver Profimodelle) speichern deine Bilder standardmässig im JPG-Modus ab. Die Bilder heissen z.B. img0003.jpg
Um Speicherplatz zu sparen, werden die Bildinformationen im JPEG Format allerdings komprimiert. Die Einstellung kennst du bestimmt von deiner Kamera, in der du verschiedene Qualitätsstufen bei gleicher Auflösung wählen kannst. Nikon nennt sie beispielsweise FINE, NORMAL und BASIC. Beim Komprimieren werden Informationen reduziert. Je nach Verfahren ist damit eine Qualitätseinbusse verbunden. Man spricht beim JPG Format von verlustbehafteter Kompression.
Wähle im Zweifelsfall auf jeden Fall die allerbeste Qualitätseinstellung in der Kamera. Diese ergibt zwar weniger Aufnahmen, dafür eine maximale JPG-Bildqualität. In der Kamera sind zwei bis drei Qualitätsstufen wählbar, in Bildbearbeitungsprogrammen sind es zehn oder mehr.
JPEG-Kompression (extremer Vergleich)
Links: Maximale Qualität mit geringer Kompression. Rechts: Tiefe Qualität bei starker Kompression. Details gehen sichtbar verloren. Farbverläufe werden in Rechtecke aufgeteilt und Abstufungen verschwinden.
Gewusst? Wer seine Bilder nachbearbeitet, sollte nur mit einer Kopie der JPEG Datei arbeiten, um das Original nicht zu "beschädigen", da einmal gespeicherte Änderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Bei jedem Speichervorgang ist aufgrund der Kompression mit einem leichten oder sogar sichtbaren Verlust zu rechnen. Wähle deshalb während der Bearbeitung das TIFF oder PSD Format.
Vorteile von JPEG
Geringer Speicherbedarf auf Speicherkarte und Festplatte - Mehr Bilder pro Gigabyte
Kleine Dateigrösse zum Versenden per Mail
Universell verwendbar und Anzeigen ohne Spezialprogramm
Einfaches Ausdrucken direkt ab der Speicherkarte oder Smartphone
Einfache Verwendung für Social Media (Instagram, Facebook, Twitter)
Einfaches Einfügen in Word-Dateien zum Illustrieren von Texten
Nur eine Bildebene. Keine nachträgliche Korrekturen möglich
Bearbeitung nur mit Kopien empfehlenswert, um Original nicht zu zerstören
Mehr Speicherbedarf durch Verwendung von Kopien für verschiedene Bildvarianten
Nur 24 (3x8) Bit Farbtiefe und damit 256 Helligkeitsstufen pro RGB Farbkanal (Grundfarben Rot, Gelb, Blau)
RAW - Rohdaten direkt vom Sensor
Digitalkameras zeichnen ihre Aufnahmen mit digitalen Bildsensoren auf, der vereinfacht gesagt aus Millionen von kleinen lichtempfindlichen Bildelementen, den Pixeln, bestehen. Jeder Pixel liefert Helligkeits- und Farbinformationen, die dann in der Kamera zum fertigen Bild zusammengesetzt werden. Die Kamera bearbeitet diese Bilder vor dem Speichern als JPG Bild und übernimmt dabei einige wichtige Voreinstellungen, die der Fotograf vor der Aufnahme gewählt hat. Darunter sind beispielsweise Weissabgleich für eine Anpassung an die vorhandene Lichtquelle (Kunstlicht, Sonnenlicht, etc.) oder die Bildgrösse/Auflösung. Eine einmal gewählte Einstellung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Anders beim Rohdatenformat RAW Die Bildinformationen werden im RAW-Format praktisch ohne kamerainterner Bearbeitung vom Sensor auf die Speicherkarte geschrieben - ähnlich der klassischen Fotografie auf Negativfilm. Die Kameraeinstellungen können/müssen daher nachträglich in einem entsprechenden Programm entwickelt werden.
Da die Möglichkeiten aber vom Hersteller abhängig sind, hat fast jede Kamera ein eigenes Dateiformat, das nur teilweise mit anderen kompatibel ist. Deshalb sind auch die Dateiendungen von Hersteller zu Hersteller verschieden und es werden angepasste RAW-Entwicklungsprogramme benötigt. Hier nur ein paar Beispiele:
Nikon-Dateiendung *.NEF benötigt das Programm Nikon View oder Nikon Capture NX
Canon-Dateiendung *.CR2 benötigt das mitgelieferte Programm Digital Photo Professional
Sony-Dateiendung *.ARW benötigt das mitgelieferte Programm Capture One
Weitere individuelle Formate gibt's von Olympus, FujiNlm, Pentax etc.
Als Beliebtes RAW-Entwicklungsprogramm mit weiteren leistungsstarken Zusatzfunktionen und Bildarchiv hat sich Adobe Photoshop Lightroom bei Fotobegeisterten und Profis durchgesetzt. Es unterstützt alle verschiedenen Formate wie NEF, CR, ARW, DNG etc. gleichzeitig und wird regelmässig mit den neuesten Kameramodellen aktualisiert.
Vorteile von RAW
Maximale Nachbearbeitung ohne Qualitätsverlust
Grössere Farbtiefe für mehr Helligkeitsabstufungen
Weissabgleich nachträglich änderbar
Unbearbeitete Datei erlaubt maximale Freiheit des Fotografen
Originaldatei wird nicht verändert, da Bearbeitungsschritte separat von der Bilddatei gespeichert werden
Mehrere Varianten von einer Ursprungsdatei als TIFF/JPEG etc. speicherbar
Nachteile von RAW
Erfordert IMMER eine Entwicklung vor der Weiterverwendung
Lässt sich nur mit speziellen abgestimmten Programmen oder Zusatzsoftware (Plug-ins) öffnen
Grösserer Speicherbedarf, da nicht komprimiert
Original kann nicht direkt ausgedruckt werden
DNG - das "Digitale Negativ" als standardisierte RAW-Datei von Adobe
Rohdatenformate sind in der digitalen Fotografie äusserst beliebt, da sie höhere kreative Kontrolle bieten. Kameras verwenden jedoch oft eigene Formate, deren Spezifikationen nicht öffentlich zugänglich sind. Dies bedeutet, dass viele Rohdatenformate nur von ganz bestimmten Software-Applikationen gelesen werden können. Daher ist es problematisch, Dateien in einem dieser proprietären Formate zu archivieren oder mit anderen auszutauschen.
Die Lösung zu diesem Problem heisst „Digitales Negativ“ (Digital Negative, DNG) und ist ein offenes Archivformat für die von Digitalkameras erzeugten Rohdaten. DNG übernimmt die Rolle eines offenen Standards für Rohdaten, die von unterschiedlichen Kameramodellen erzeugt werden. Das Format gewährleistet, dass die archivierten Dateien auch nach mehreren Jahren noch zugänglich sind.
Für die volle Nutzung des DNG-Formates empfiehlt sich Photoshop Lightroom. Das *.DNG wird z.B. von Leica, Pentax und weiteren professionellen Modellen bereits in der Kamera als RAW-Format verwendet oder kann aus jedem RAW-Bild mit dem kostenlosen DNG-Konverterprogramm erstellt werden.
Vorteile von DNG
Verlustfreie Bearbeitung von Kameraeinstellungen
Das DNG Format gibt Archivierungssicherheit, da die Rohdaten auch in mehreren Jahren noch mit den dann gültigen Software-Lösungen für digitale Bildbearbeitung geöffnet werden können
Es beseitigt mögliche Bedenken, die das Anschaffen einer neuen Kamera verhindern könnten, da die Rohdaten von neuen Modellen sofort von Adobe Photoshop und anderen Anwendungen unterstützt werden
Originalbild ist von Bearbeitungs-Information unabhängig und bleibt unangetastet
Bearbeitungen können verlustfrei rückgängig gemacht werden
Einfache Umwandlung von kameraspezifischen RAW-Formaten in DNG
Kostenloser DNG-Konverter für alle aktuellen RAW-Dateien
Beliebig viele "virtuelle" Kopien ohne grossen Speicherbedarf möglich
Ab Lightroom 6 sind Panorama-Montagen und HDR-Bilder im DNG Format möglich
Nachteile von DNG
Benötigt RAW/DNG Entwicklungsprogramm
Weniger für direkte Weitergabe in Labor oder Druckerei geeignet
TIFF - Tagged-Image File Format ohne Qualitätsverlust
Das TIFF Format ist für professionelle Weiterverarbeitung die erste Wahl und dient zum Austausch zwischen verschiedenen Programmen und Betriebssystemen. Ältere Kameras und vereinzelte Profimodelle haben das TIFF-Format direkt in den Kameras zur Auswahl. Meist wird es aber bei der Bildbearbeitung als Archivbild-Format und für professionellen Druck verwendet. Da es die Dateien nicht komprimiert, lassen sich Bilder beliebig oft speichern, ohne an Qualität zu verlieren.
Aufgrund der fehlenden Kompression (Datenreduktion) für maximale Kompatibilität sind die Dateien aber verhältnismässig gross. Ein normales 10 Megapixel Bild benötigt rund 30 MB Speicherplatz.
Mit der verlustfreien LZW-Kompression lässt sich etwas Speicherplatz sparen, es kann aber Probleme mit älteren Bildbearbeitungsprogrammen mit sich ziehen.
Vorteile von TIFF
Höchste Qualität für professionelle Drucksachen
Kompatibel mit jedem Bildbearbeitungsprogramm
Ideal, um fertige Bildmontagen in bester Qualität zu archivieren
Unterstützt Alphakanäle und Farbtiefen bis 3x16 Bit
Verlustfreie Komprimierung per LZW-Verfahren möglich
Unterstützt CMYK Farbsystem für Druckereien
Feinste Abstufungen und detailreiche Schwarz-Weiss Bilder
Unterstützt 16 Bit Modus (65'536 Helligkeitsstufen statt nur 256 wie bei 8 Bit JPG)
Nachteile von TIFF
Sehr grosser Speicherbedarf (Faustregel: 3x Megapixel = Megabyte)
Für Mailversand sehr lange Übertragungszeiten
Für Online-Anwendungen muss eine JPG-Kopie erstellt werden
PSD - das perfekte Format für Bildbearbeitung
Wer Bilder bearbeiten und retouchieren möchte, kommt früher oder später an Photoshop, dem beliebtesten Standardprogramm anspruchsvoller Bildbearbeiter, nicht vorbei. (Gimp und ähnliche Programme sollen dabei nicht vergessen werden).
Das PSD Format benötigt Adobe Photoshop (Elements, CS oder CC), um die vollen Möglichkeiten auszuschöpfen. Wer Bilder bearbeitet und Collagen/Montagen erstellt, kann die einzelnen Bearbeitungen getrennt von der eigentlichen Originaldatei erstellen oder nur Teilbereiche bearbeiten. Mit der ausgeklügelten Ebenen- und Masken-Technik können Effekte nachträglich auch wieder korrigiert oder ausgeblendet werden.
Beispielsweise kann ein eingefügter Text im PSD-Format nach dem Speichern jederzeit in Farbe, Schriftart, Platzierung etc. problemlos verändert werden. Wird Text in ein JPG Bild integriert, werden die Bildinformationen darunter gelöscht und der Text kann nicht mehr bearbeitet werden, sobald das Bild als JPG gespeichert wird.
Gewusst? Solange du deine Bilder bearbeitest und optimierst, speichere diese also im PSD-Format ab. Die fertige Montage/Retouche kann dann als zusätzliche Kopie im TIFF oder JPG Format gespeichert werden. Damit kann es von Nicht-Photoshop-Nutzern und Labors geöffnet, aber nicht mehr (im selben Umfang) verändert werden.
Vorteile von PSD
Wichtigstes Dateiformat für Bildbearbeiter, da Industriestandard
Verlustfreie Komprimierung
Bearbeitungen sind mit Ebenen und Masken nachträglich korrigierbar
Texte und eingefügte Bildteile lassen sich verschieben und separat bearbeiten
Transparenzbereiche und Freistellen mit Alphakanälen und Masken
Nachteile von PSD
Benötigt Adobe Photoshop oder kompatible Programme
Grosser Speicherbedarf je nach Anzahl Bearbeitungsebenen
Muss zur unkomplizierten Weitergabe z.B. als JPEG oder TIFF gespeichert werden