Cropfactor

Wenn du fotointeressiert bist, ist dir bestimmt schon einmal der Begriff Cropfaktor begegnet. Wörtlich übersetzen könnten man das Wort mit Bildausschnittsfaktor. Oft wird dieser auch als Brennweitenverlängerung bezeichnet, was allerdings falsch ist. Er dient vereinfacht gesagt dazu, verschiedene Objektive auf unterschiedlichen Kameras zu vergleichen.

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Grundwissen Brennweite

Gleich zu Anfang eine Information zur Brennweite: Abgesehen von einigen Kompakt- und Bridgekameras, bei denen tatsächlich eine äquivalente Brennweite angegeben wird, ist die auf dem Objektiv angegebene Brennweite eine unveränderliche physikalische Eigenschaft (Grösse) des Objektivs.

Dies bedeutet: Hat ein Objektiv eine Brennweite von 50mm, dann ändert sich daran nichts, egal ob man das Objektiv an eine Kamera mit kleinem oder grossem Sensorformat ansetzt. 50mm Brennweite bleiben 50mm Brennweite.

35mm Kleinbild als Standard

Da die beliebtesten analogen Kameras mit 35mm Kleinbildfilm und Aufnahmeformat 24x36mm ausgestattet waren, gilt dieses seit bald hundert Jahren und noch heute als Standard und Mass der Dinge.

Die Brennweite ist eine der wichtigsten Grössen, um ein Objektiv für eine bestimmte Aufnahme auszuwählen.

Objektive für Digitalfotografie

Während Kleinbildkameras alle mit demselben Filmformat genutzt wurden, hat sich dies in der digitalen Fotografie nicht durchgesetzt. Viele Hersteller verwenden je nach Kameramodell unterschiedliche Sensorgrössen und machen Vergleiche nicht ganz einfach. Da die Bilder elektronisch gespeichert werden, ist das Aufnahmeformat des Sensors - also die Sensorgrösse - nicht ganz so entscheidend für das fertige Bild, doch ist sie es für die Wahl des richtigen Objektives.

Je nach Kameramodell und Hersteller werden heute ganz unterschiedliche Sensorgrössen eingesetzt. Hier eine Auswahl der drei beliebtesten Grössen für Spiegelreflex- und Systemkameras.

  • Links: 4/3 Zoll Sensor einer MicroFourThirds Kamera (Olympus, Panasonic etc.) ca. 13 x 17mm Grösse
  • Mitte: APS-C Sensor im Format ca. 16 x 23mm, z.B. Nikon DX
  • Rechts: Sensor im Format ca. 24 x 36mm (Vollformat) z.B. Nikon FX

Der 24x36mm Sensor der Kamera rechts füllt das 35mm Filmformat - das ja unsere Referenz ist - voll aus. Deshalb spricht man bei dieser Grösse vom Vollformat.

Mit dem Aufkommen der ersten bezahlbaren Spiegelreflexkameras wurden aus Kostengründen statt dem bislang üblichen 35mm Kleinbildformat Sensoren in der Grösse eines halben Kleinbildnegatives von ca. 16x23mm statt 24x36mm entwickelt. Der damals ebenfalls populäre APS-Film (Advanced Photo System) hatte in etwa dieses Format und so wurde das Format APS-C genannt. (Abbildung Mitte).

Wird mit einem kleinen Format fotografiert, nimmt man einen vergleichsweise kleineren Bildausschnitt auf als man es von der Kleinbildkamera her gewohnt ist. Der kleine Sensor nimmt lediglich einen Bildausschnitt auf. Die Aufnahme wurde beschnitten (engl. crop) und der Unterschied sollte ausgeglichen werden.

Brennweitenvergleich

Um denselben Bildausschnitt oder Blickwinkel zu erhalten, benötigen unterschiedliche Kamerasysteme mit abweichender Sensorgrösse unterschiedliche Objektive.

Da es einfacher ist, Brennweiten in mm zu vergleichen als Bildwinkel in °, wurde der Cropfaktor ins Leben gerufen. Er dient dazu, die verschiedensten Sensorgrössen auf einen Nenner zu bringen. Grundlage dafür ist bekanntlich das 35mm Kleinbildformat.

Je nach Aufnahmeformat ändert sich der Bildausschnitt, da nicht die ganze Bildfläche, die das Objektiv erzeugt, aufgenommen wird. Ein 50mm Objektiv auf einer Vollformatkamera mit 24x36mm Sensor entspricht einem Standardobjektiv, während das kleinere APS-C Format einen engeren Bildwinkel aufnimmt und somit wie ein Teleobjektiv von 75 bis 80mm wirkt.

Bildwinkel ist nicht gleich Brennweite
Bei identischer Brennweite und unterschiedlichen Kamerasensoren werden zwangsläufig verschiedene Aufnahmen erreicht. Dabei ändert sich allerdings nicht die Brennweite, weshalb der Begriff "Brennweitenverlängerung" falsch ist.

Was sich ändert, ist der Bildwinkel der Aufnahme, verursacht durch das kleinere Sensorformat.

Cropfaktor berechnen

Den Cropfaktor deiner Kamera findest du in den technischen Daten. Wer ihn selber berechnen will, braucht die Grösse des Kamerasensors oder zumindest dessen Diagonale.

  • Vollformat 24x36mm = Diagonale ca. 43mm
  • APS-C Format ca. 16x23mm oder 15x22mm = Diagonale ca. 28mm
  • 4/3" Sensor Format ca. 13x17mm = Diagonale ca. 22mm

Vergleich: Vollformat zu APS-C:
43mm : 28mm = ~ 1,5 Cropfaktor (effektiv 1.53)

Vergleich Vollformat zu 4/3" (Four Thirds):
43mm : 22mm = ~ 2,0 Cropfaktor (effektiv 1,95)

Verschiedene Sensorgrössen mit Crop-Faktor:

  • Mittelformatkameras: ~0,6 bis 0,8
  • professionelle Spiegelreflexkameras im Vollformat: 1,0
  • semiprofessionelle bzw. Einsteiger DSLR APS-C: ~1,5
  • spiegellose Systemkameras Micro Four Thirds: 2,0

Um die zu erwartende Bildvergrösserung zu berechnen, wird der Cropfaktor mit der Brennweite - dem physikalischen Wert auf dem Objektiv - multipliziert. Der "neu gerechnete" Brennweitenwert entspricht dann dem Bildwinkel der Aufnahme.

Beispiel:

Du fotografierst den Leuchtturm mit einem 100mm Vollformat-Objektiv und einer Kamera mit Sensorgrösse APS-C. Obwohl sich an der Brennweite nichts ändert, bekommst du einen Bildausschnitt, der 1,5 x 100mm = 150mm entspricht.

Der Leuchtturm wird rechts um ca. 50% grösser abgebildet.

Beide Aufnahmen wurden mit demselben Objektiv fotografiert: Links mit Vollformatkamera, rechts mit einem APS-C Sensor.

Nützliche Anwendungsbereiche

Kameras mit kleineren Sensoren haben einige praktische Vorteile.

  • Kleinere Sensoren (als Vollformat) werden in der Regel dazu eingesetzt, Kameras deutlich kompakter konstruieren zu können. Selbst bei Spiegelreflexkameras lässt sich das Gehäuse sichtbar verkleinern.
  • Spiegelreflex (DSLR) Hersteller wie Nikon, Canon, Sony oder Pentax haben parallel Kameramodelle mit Vollformatsensor in der Profiklasse und APS-C in preiswerteren Modellen verbaut. Der Preisvorteil lässt sich in hochwertige Objektive investieren.
  • Für Natur und Sportfotografie lässt sich deutlich Gewicht sparen, in dem mit kürzerer Brennweite gearbeitet werden kann. Ein 2.8/200mm wiegt locker 1 kg weniger als ein 300mm Supertele und ergibt an der APS-C Kamera denselben Bildausschnitt. Der kleinere Sensor wirkt somit wie ein eingebauter Telekonverter.
  • Spiegellose Systemkameras werden für eine geringere Baugrösse meist mit Sensoren im APS-C Format (Sony, Canon, Fujifilm), dem 4/3" MicroFourThirds-Format (Olympus, Panasonic) oder 1" Format (Nikon) ausgestattet. Der fehlende Schwingspiegel macht die Kamera noch kompakter und leichter.
  • Die kleineren Sensoren erlauben kompakte und dennoch lichtstarke Objektive. Vor allem Kompaktkameras und Bridgekameras profitieren davon. So lassen sich grosse Zoomobjektive im Westentaschenformat unterbringen. Reisezoomkameras mit 30fach Zoom haben wesentlich kleinere Sensoren als oben beschrieben.

Zu beachten beim Objektiv-Kauf

Passend zu den Sensorgrössen stellen die meisten Hersteller darauf abgestimmte Objektive her. Kleinere Sensoren benötigen ja keinen grossen Bildkreis. Die Objektive werden also für die Sensorgrösse optimiert.

Solltest du ein Objektiv kaufen und demnächst ein neues Gehäuse mit anderer Sensorgrösse anschaffen wollen, solltest du dies bei der Objektivwahl berücksichtigen.

Vollformatobjektive können problemlos an Kameras mit kleinerem Sensor genutzt werden. Objektive mit kleinerem Bildkreis sind aber für Vollformatkameras nicht geeignet, da sie an den Rändern abdunkeln.

Hier eine kurz gehaltene Übersicht der kompatiblen Objektivmodelle:

NIKON: "FX" für Vollformat, "DX" für APS-C, CX für Nikon 1 Systemkameras
CANON:
"EF" für EOS Vollformat, "EF-S" für APS-C, "EF-M" für EOS M Systemkameras
SONY:
A-Mont für Vollformat, DT für APS-C, E-Mount +"FE" für Vollformat
PENTAX:
"FA" für Vollformat, "DA" für APS-C
LEICA:
"SL" für Vollformat, "TL" für APS-C, M für Vollformat, S für Mittelformat
SIGMA: DG für Vollfromat, DC für APS-C, DN für Systemkameras
TAMRON:
Di für Vollformat, Di II für APS-C, Di III für MFT Systemkameras

Für Olympus und Panasonic Systemkameras sind alle MicroFourThirds Objektive geeignet.

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