Besserer Ton bei Videoaufnahmen

Praktisch jede moderne Kamera kann neben Fotos auch Videos aufzeichnen. In den letzten Jahren hat die Qualität des Videomodus stark zugenommen. Wie du mit einfachen Tricks die Tonqualität verbessern kannst, erfährst du hier.

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Besserer Ton

Praktisch jede moderne Kamera kann neben Fotos auch Videos aufzeichnen. In den letzten Jahren hat die Qualität des Videomodus stark zugenommen. Hochauflösende Full HD Videos sind heute schon mit Kompaktkameras und Smartphone möglich und für eingefleischte Videofans ist bereits 4K Ultra-High-Definition Video für noch mehr feine Details auf entsprechenden Grossbildfernsehern zum Standard geworden.

Als grosser Unterschied zur Fotografie zeichnest du bei Videos - egal ob mit Camcorder, Spiegelreflexkamera (DSLR, VDSLR), spiegellosen Systemkameras, Kompaktkameras oder Smartphones - neben dem bewegtem Bild immer auch Ton mit auf. Während die Videoqualität schon bei einfachen Geräten überraschend gut ist, lässt die Tonqualität fast immer zu wünschen übrig.

Ferienbilder sind beliebt, ein Video kann aber auch mehr aussagen, um die Stimmung an einem tollen Ort festzuhalten. Da aber genau der Ton einen wesentlichen Vorteil gegenüber der Standbildfotografie ausmacht, sollte darauf auch geachtet werden.

Viele Videofans kaufen sich teure Kameras, Spezialobjektive, Videostative mit Fluidneiger etc. die sich nicht alle Hobbyfilmer leisten können oder wollen. Für die Ansprüche von einfachen Videoblogs, einem YouTube Kanal oder Ferienfilmen sind viele Kameras schon recht gut ausgestattet. Mit einem vernünftigen Stativ und ausreichend Licht scheitert es oft am leisen und klirrenden Ton oder störenden Nebengeräuschen.

Das eingebaute Mikrofon

Jede Kamera mit Videofunktion - vom Einsteigermodel bis zur Profiklasse - verfügt über ein eingebautes Mikrofon. Dieses zeichnet während der Videoaufnahmen gleichzeitig auch den Ton auf.

In der aufgenommenen Filmdatei ist der Ton integriert und wird bei der Wiedergabe parallel abgespielt. Alles ganz einfach - auf den ersten Blick.

Viele Fotofans, die die Videofunktion nur gelegentlich nutzen oder mit dem Smartphone eine lustige Szene aufzeichnen, sind dann aber von der Tonqualität enttäuscht. Die Bildqualität ist je nach Helligkeit der Szene erstaunlich gut, aber den Ton hast du persönlich ganz anders in Erinnerung.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Da wir selber durch Drehen des Kopfes und "Ausrichten" der Ohrmuscheln das gewünschte Geräusch herausfiltern können, nehmen wir den Ton ganz anders wahr als die Kamera.

Eigengeräusche
Da das eingebaute Mikrofon direkt mit dem Gehäuse verbaut ist, ist jedes noch so kleine Geräusch hörbar. Je näher es am Mikrofon ist, desto stärker ist es hörbar. Sobald du die Kamera nur berührst, kann dies wahrgenommen werden. Typische Geräusche die du auf Amateurvideos hörst:

  • Knackgeräusche durch Berühren des Kameragehäuses. z.B. mit Fingernägeln auf Tasten oder Handgriff
  • Bewegen von Einstellrädern und Multifunktionswählern während der Aufnahme
  • Surren von Autofokus oder motorischem Zoom
  • Bewegung des Bildstabiliserungssystems
  • Schleifgeräusche von manuellem Zoomring
  • Atmen oder Räuspern des Videografen neben der Kamera

Umgebungsgeräusche
Die Kamerahersteller setzen in der Regel Mikrofone ein, die rund um die Kamera aufnehmen. Damit zeichnest du den Ton auf, der am Standort der Kamera herrscht. Da wir aber immer von der Kamera weg in eine Richtung aufnehmen, interessiert uns der Ton am Kamerastandort selten.

Durch den automatischen Lautstärkeregler ist es besonders heikel, in ruhiger Umgebung zu filmen. Naturaufnahmen mit leisem Vogelgezwischter werden von der Kamera verstärkt. Stehst du dabei neben einem fliessenden Bach, hörst du vor allem das Wasser rauschen. Bewegst du dich selber, sind Schritte oder eine raschelnde Windjacke deutlich lauter als das singende Vögelchen.

Bei windigen Verhältnissen, wie sie am Meer praktisch immer herrschen, ist oft ein unregelmässiges Rauschen hörbar. Der Wind, der über das Gehäuse streift, erzeugt dabei Geräusche, die sich nicht verhindern lassen, solange die Kamera dem Wind ausgesetzt ist.

Externes Mikrofon

Wer schon einmal hinter die Kulissen von Fernsehproduktionen sehen konnte, weiss, dass sehr viel Aufwand dahinter steckt, einen Film zu drehen. Selbst für mobile Reportagen ist neben dem Kameramann, der filmt, immer ein zusätzlicher Tonmann mit dabei, der ausschliesslich mit der Aufzeichnung von Ton beschäftigt ist.
So weit brauchst du als Hobbyfilmer natürlich nicht zu gehen. Bereits mit überschaubarem Aufwand, lassen sich hochwertige Videos produzieren.

Das Hauptproblem von Mikrofonen im Kameragehäuse sind, wie oben erwähnt, störende Nebengeräusche. Mikrofone zum Aufstecken oder zum Halten in der Hand haben hier den Vorteil, dass sie die Eigengeräusche der Kamera praktisch ausblenden.

Bereits preiswerte Mikros liefern einen deutlich besseren Ton und sollten in keiner Ausrüstung fehlen.

Dank einer speziellen elastischen Aufhängung sind die Mikrofone, selbst wenn sie auf den Zubehörschuh der Kamera montiert werden, vom Gehäuse abgekoppelt. Ähnlich wie eine frei schwingende Hängematte sind sie dadurch von Erschütterungen geschützt.

Charakteristik je nach Einsatzgebiet

Genauso wie bei Objektiven, die es für verschiedene Einsatzgebiete gibt, ist auch ein externes Mikrofon nicht für jeden Zweck ideal. Je nach Anwendung und Aufnahmesituation sind unterschiedliche Modelle geeignet. Die Eigenschaften der einzelnen Mikrofone werden als Richtcharakteristik bezeichnet. Jedes Modell hat seine spezifischen Aufnahmestärken.

  • Kugelförmig (links): Der Ton wird aus allen Richtungen gleich laut eingefangen. Es ist gut für Aufnahmen geeignet, bei denen auch die Geräuschkulisse mit aufgezeichnet werden soll. Beispiele: Gespräche von mehreren Leuten aufnehmen, Chor, Backgroundgesang oder ein ganzes Orchester aufnehmen.
  • Nierenförmig (Mitte), nach vorne gerichtet (Superniere, Hyperniere als weitere Differenzierung):
    Besonders gut für Gesang und Sprache geeignet, Störgeräusche werden kaum mit aufgezeichnet. Niere: Gut geeignet für Interviews, dabei ist es wichtig, dass das Mikro auf denjenigen, der gerade spricht, gerichtet wird, damit so viel Ton wie möglich eingefangen wird. Superniere: Die Superniere verfügt über eine noch stärkere Richtwirkung als die Niere. Allerdings ist sie direkt von hinten empfindlicher.
  • Kegelförmig, starkgerichtet (rechts): Ein Mikrofon mit Keulen-Charakteristik nimmt die wenigsten Raumgeräusche auf. Die Richtungsempfindlichkeit ist noch stärker ausgeprägt als bei einem Nierenmikrofon. Es ist besonders geeignet für die Aufzeichnung von Gesprächen aus grösserer Entfernung.

Stereo-Mikrofon

Viele Kameras - selbst professionelle Video-Spiegelreflexkameras - verfügen nur über ein einfaches Mono-Mikrofon. Damit lässt sich die Richtung des Tones praktisch nicht erkennen.

Bei Interviews mit mehreren Gesprächspartnern wird der Ton mit einem Stereo-Mikrofon durch die Trennung von linkem um rechtem Tonkanal differenzierter aufgenommen. So erkennst du bei der Wiedergabe, von welcher Seite gesprochen wird. Lautsprecher oder Kopfhörer werden dadurch entsprechend beschallt und das Tonbild wird natürlicher.

Sollen zudem Umgebungsgeräusche mit aufgenommen werden, ist das Stereomodell eine gute Wahl. Bei weiter entfernten Szenen ist ein Stereomikrofon nicht sinnvoll, da auf Distanz alle Geräusche aus etwa derselben Richtung kommen und Nebengeräusche unerwünscht sind.

Richtmikrofon

Um die Umgebungsgeräusche zu reduzieren sind Richtmikrofone die erste Wahl. Je nach Modell haben sie eine nierenförmige Empfindlichkeit und blenden dadurch Geräusche, die neben oder hinter der Kamera sind, praktisch aus.

Richtmikrofone gibt es als Handmodelle für Reporter und Aufsteckmodelle für Kameras.

Auch wenn es etwas unverständlich klingt, dass die meisten Mikrofone nicht über Stereoton verfügen, ist es plausibel, wenn man deren Einsatzgebiet kennt.

Anders als das menschliche Ohr nehmen Mikrofone alle Töne auf, für die sie empfindlich sind.

Der engere Aufnahmebereich eines Mono- Richtmikrofones konzentriert sich dabei auf die Tonquelle, die für die Videoaufnahme wichtig ist. Ein Reporter soll nicht durch die anliegende Strasse übertönt werden.

Naturaufnahmen von Tieren werden durch einen rauschenden Bach oder datternde Blätter gestört. Deshalb ist ein enger "Aufnahmewinkel" ideal und ein Stereoeffekt unter diesen Verhältnissen gar nicht nötig.

Windschutz

Um bei Aussenaufnahmen störende Geräusche durch den Wind zu vermeiden, werden externe Mikrofone üblicherweise mit einem Windschutz ausgeliefert. Der elastische Schaumstoff reduziert bei normalen Verhältnissen effizient Windgeräusche.

Bei stärkerem Wind wie am Meer oder bei Unwettern, reicht die Schaumstoffversion nicht mehr. Die haarige Version ist bei Kennern unter dem etwas makaberen Begriff "Dead Cat" bekannt, besteht aber aus synthetischem Fell und hilft sehr effizient, Störgeräusche, die durch Wind verursacht werden, zu verhindern.

Stromversorgung

Für die richtige Funktion benötigt auch ein Mikrofon Strom. Je nach Modell sitzt dazu eine Batterie im Gehäuse oder die Stromversorgung kommt über die Mikrofonbuchse der Kamera.
Ältere Kameras wie z.B. die Nikon D7000 benötigen ein Mikrofon mit Batterie, da sie über keine Steckerspeisung verfügen.

So einfach steigerst du die Tonqualität

Selbst wenn du noch nie mit einem externen Mikrofon gearbeitet hast, ist die Inbetriebnahme ein Kinderspiel.

  • Setze die Batterie in das Batteriefach
  • Befestige das Mikrofon auf dem Zubehörschuh (wie ein Blitzgerät) der DSLR oder Systemkamera
  • Stecke den Mikrofonstecker in die vorgesehen Buchse auf der linken Kameraseite. Die Anschlüsse sind meist unter einer Gummiabdeckung oder Klappe versteckt.
  • Schon kann's losgehen.


    Das interne Mikrofon der Kamera wird automatisch abgeschaltet, sobald ein externes Mikrofon eingesteckt ist.

Ton für Fortgeschrittene

Die Aufzeichnung des Tones direkt in der Kamera mit angeschlossenem Mikrofon ist die einfachste und eleganteste Lösung, um mit überschaubarem Aufwand die Tonqualität zu verbessern.

Funkmikrofon
Gerade auf längere Distanzen und Präsentationen stossen selbst Richtmikrofone an ihre Grenzen, da die Stimme nur sehr leise hörbar ist. Die einfachste Lösung dafür ist es, den Ton per Funk zu übermitteln. Ein kleines Ansteckmikrofon mit Sender ermöglicht ein freies Bewegen der Person, ohne dass die Tonqualität beeinflusst wird.

Externer Rekorder
Videoenthusiasten und Profis nehmen den Ton auf einem separaten Rekorder auf und fügen ihn erst bei der Nachbearbeitung im Schnittprogramm als separate Tonspur in das Video ein. Vor allem bei Musikaufzeichnungen hat dies seine Vorzüge. Während sich der Kameramann bewegt, bleibt der Ton immer konstant.
Zudem kann die Tonspur mit noch höherer Qualität aufgezeichnet werden als dies die kamerainternen Systeme bieten.

Für Einsteiger kann auch ein Smartphone mit Recorder-App eingesetzt werden. Über die Kopfhörer Buchse lassen sich viele Mikrofone direkt anschliessen.

Tonaufnahmen für Fotos
Wer seine Bilder gerne als Multimedia-Diashow auf dem Computer präsentiert, kann ein Mikrofon mit einem Rekorder/Smartphone auch einsetzen, wenn er nur Standbilder fotografiert. Ein Originalton des Schauplatzes macht die Präsentation stimmiger als irgendeine Hintergrundmusik. Dank moderner Software lassen sich auch Bilder und Videos kombinieren und so noch spannender zeigen. Deshalb ist die Videofunktion auch für puristische Fotografen eine nette Ergänzung.

Manche Profikameras verfügen über eine Kommentarfunktion, um sich zu einzelnen Bildern eine verbale Notiz zu machen. Dafür reicht üblicherweise das kamerainterne Mikrofon, doch kann ein externes natürlich genauso genutzt werden.

Frequenzbereich - das Geheimnis für guten Ton
Hörbare Töne bestehen aus Schwingungen. Je nach Tonlage und Lautstärke variiert die Intensität der Schwingung. Das menschliche Ohr nimmt diese Schwingungen auf dem Trommelfell auf und gibt sie ins Innenohr weiter. Das Gehirn lässt uns darauf die Schwingungen als Geräusche, Stimmen und Töne erkennen. Mit dem Altern hören wir nicht mehr dieselben Töne, wie sie beispielsweise Kinderohren erkennen können.

Viele Tiere können Töne hören, die dem menschlichen Ohr nur mit elektronischen Geräten zugänglich sind - z.B. Ultraschall bei Fledermäusen.

Ob klassische Musik oder ein Rockkonzert, ein Interview oder eine Reportage, eine einzelne Person oder eine diskutierende Gruppe, in stiller Umgebung oder an der Autobahn - jeder Ton hat seine spezifischen Eigenschaften, Höhen und Tiefen, die ein einfaches Mikrofon nur durchschnittlich gut aufnehmen kann. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Frequenzen der Töne. Je grösser der Bereich von erkennbaren Frequenzen bei einem Mikrofon ist, desto natürlicher klingt der Ton für uns.

Eingebaute Mikrofone kommen da schnell an ihre Grenzen. Beim Kauf eines externen Gerätes kann genau auf die spezifische Anwendung geachtet werden. Teurere Modelle ermöglichen es sogar, gewisse Tonfrequenzen zu deaktivieren, um beispielsweise das permanente Surren einer Klimaanlage unhörbar zu machen.

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